GESCHICHTE DES HAUSES DER NATIONALEN MINDERHEITEN

Ausgangslage

Die Idee, ein Haus der nationalen Minderheiten zu gründen, ist Anfang der 90er Jahre entstanden. Im Zusammenhang mit dem Demokratisierungsprozess, der gesetzlichen Festlegung von nationalen Minderheiten und ihrem Recht auf Existenz und einem spezifischen kulturellen Ausdruck, wurde es notwendig, Räumlichkeiten für die Tätigkeiten der Verbände zu schaffen. Die nationalen Minderheiten begrüßten deshalb die Möglichkeit, ein Haus in der Celetná Straße als ihren Sitz zu erwerben. Die Angelegenheit war schon so weit fortgeschritten, dass bereits besprochen war, welcher Verband welche Räume beziehen sollte. Die Hoffnung zerbrach wegen des Privatisierungsprozesses eines Restituenten, der ein gesetzliches Recht auf das Haus hatte. Geblieben sind nur Dokumente, die im Jahr 1997 den neuen Referenten für nationale Minderheiten mit der Anmerkung übergeben wurden, dass man diese nie wieder brauchen würde.

Neue Hoffnung für ein Haus der nationalen Minderheiten gab es im Jahr 2000. Der Fonds für Kinder und Jugend bot im Rahmen einer Stilllegung seine Objekte an, allerdings unter der Bedingung, dass sie Projekten für Kinder und Jugendliche dienen sollten. Der damalige Referent für Schule, Jugend und Sport der Hauptstadt Prag (unter seiner Leitung  war damals die Stelle des Referenten für nationale Minderheiten) reagierte sofort und beantragte für die Stadt Prag 50 Objekte. Darunter auch das Haus in der Vocelova Straße Nummer 602 in Prag 2, zum Zweck der Einrichtung des Hauses der nationalen Minderheiten.  Von den 50 beantragten Objekten wurde nur eins dem Magistrat der Hauptstadt Prag zugeteilt  und zwar gerade jenes, das für die Zwecke des Hauses der nationalen  Minderheiten bestimmt war. Für die Hauptstadt Prag entstand eine neue Situation. Im Parlament der ČR musste über eine Ausnahme abgestimmt werden, die von der Regierung der ČR vorgeschlagen wurde, damit das Haus der nationalen Minderheiten den nationalen Minderheiten dienen konnte und nicht ausschließlich zum Zweck für Kindern und Jugend, wie von der majoritären  Gesellschaft verlangt. Diese Ausnahme wurde beschlossen. Bis zum Jahr 2002 verliefen parallel dazu ein Prozess einer Konzeption zur Tätigkeit des „Hauses“ und die Übertragung des Objektes in den Besitz der Hauptstadt Prag. Dieser Prozess war  im Jahr 2002 beendet. Die Prager Stadtvertretung genehmigte im November 2002 das Konzept der Politik Prags bezüglich der nationalen Minderheiten. Im Jahr 2002 begannen die Vorbereitung der architektonischen Renovierungspläne, die Auswahl einer Bau- und Renovierungsfirma und weitere Bauvorbereitungen von Seiten des städtischen Investors. Alle diese Aktivitäten wurden laufend bei den Sitzungen des Referates der städtischen Investoren und in der Kommission des Rates der Hauptstadt Prag für nationale Minderheiten besprochen, in enger Koordination mit dem Rat der Regierung der ČR für nationale Minderheiten. Dieser Rat beantragte bei der Regierung Mittel zur Renovierung in Höhe von 20 Millionen Kronen. Zusätzlich wurden aus dem Haushaltsplan der Hauptstadt Prag weitere 15 Millionen Kronen für die Renovierung genehmigt.

Dieser Prozess wurde in dem Augenblick angehalten, als der Tschechische elektrotechnische Verein gegen die Hauptstadt Prag klagte und forderte, die Immobilie  auf Grund eines gesetzlichen Rechtes auf das Objekt zu räumen. Das Gerichtsverfahren fiel zu Gunsten der Hauptstadt Prag aus und wurde Anfang des Jahres 2006 beendet. Der Rat der Regierung der ČR für nationale Minderheiten stellte sofort einen neuen Antrag einer finanziellen Förderung in Höhe von 20 Millionen Kronen. Die Stadträtin der Hauptstadt Prag Mag. Hana Halová berief für den 22. Februar 2006 eine Sitzung der interessierten Subjekte der Hauptstadt Prag ein, wo der weitere Arbeitsplan besprochen und ein vorläufiger Termin der Beendigung der Renovierungsarbeiten auf den 10. Oktober 2006 festgelegt wurde. Dieser Termin wurde allerdings verschoben, denn das Haus war in einem schlimmeren Zustand, als in der Zeit vor Beginn des Gerichtsverfahrens.

 

Das Haus der nationalen Minderheiten wurde nach einer großen Renovierung am 21. 6. 2007 festlich eröffnet. Es wird als gemeinnützige Gesellschaft geleitet, die den einzelnen Verbänden der nationalen Minderheiten als Basis dient. Besitzer des Objektes ist die Hauptstadt Prag.

Nationale Minderheiten, die im Haus vertreten sind:  Bulgarische, Ungarische, Deutsche, Polnische, Roma, Ruthenische, Russische, Griechische, Slowakische, Serbische, Ukrainische.

Die Philosophie des Hauses der nationalen Minderheiten der Hauptstadt Prag

DAS HAUS DER NATIONALEN MINDERHEITEN:

  • ist eine Einrichtung, die der Verständigung zwischen den Nationalitäten dient und dabei helfen soll, die Vorurteile der Bürger zu einigen ethnischen Gruppen und Nationalitäten zu überwinden
  • ist eine Einrichtung, deren Haupttätigkeit den nationalen Minderheiten auf dem Gebiet der Hauptstadt Prag zufällt
  • ist eine Einrichtung, die sich neben ihrer Tätigkeit für die nationalen Minderheiten auch auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der nationalen Minderheiten konzentriert
  • ist eine Einrichtung, in der die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Kindern der Prager  Schulen und anderen Freizeit- und Kulturinstitutionen eine sehr wichtige Rolle spielt.
  • ist eine Einrichtung, in der die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den nationalen Minderheiten auf dem Gebiet der Hauptstadt Prag eine wichtige Rolle spielt.
  • ist eine Einrichtung, die in ihrer Tätigkeit Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit anderen multikulturellen Organisationen und Integrationsorganisationen sucht. Diese Tätigkeit wird so an die Kapazität- und Programmmöglichkeit des Hauses angepasst, dass in erster Reihe die Aktivitäten der nationalen Minderheiten berücksichtigt werden.

Programmangebot

Das Haus der nationalen Minderheiten bietet Programme für Erwachsene sowie auch für Kinder und Jugendliche. Zum Beispiel:

  • Besuch von Ausstellungen, die in den Ausstellungsräumen des Hauses veranstaltet werden
  • Filmvorführungen im Saal mit einer Kapazität von 98 Plätzen
  • Vorträge und Klubabende mit den Vertretern der Vereine der nationalen Minderheiten
  • ausgesuchte kulturelle Programme, Konferenzen, Vorträge und Seminare, die sich auf die Problematik der nationalen Minderheiten beziehen
  • Kultur- und Bildungsprogramme für Grund- und Mittelschulen (Theatervorstellungen, Bildungskonzerte, Vorträge und Filmvorführungen)
  • Sprachkurse
  • Vermittlung von Kontakten und Informationen
  • Angebot einer Nutzung der Räume - des  Saales, der Ausstellungsaula, der Küche mit Kaffeeraum, des Sitzungsraums und der Bibliothek
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